30 Jahre Engagement – Ein besonderes Jubiläum! Ein Gastbeitrag von Elke Lier berichtet von der Feier zu unserem dreißigjährigen Bestehen.
Mitmenschlich und international
Interkultureller Verein feiert 30-jähriges Bestehen und seine Ehrenamtlichen
Elke Lier
Gera. Ein Fest der Mitmenschlichkeit, der gegenseitigen Achtung und Fürsorge feierte am 14.September 2024 der Interkulturelle Verein (IKV)Gera. 1994, nach der Ankunft von 5000 deutschstämmigen Aussiedlern in Gera, wurde er auf den Tag genau vor 30 Jahren gegründet.
Vor dem Hintergrund einer sich zurzeit an Sanktionen überbietenden Asyl- und Migrationsdebatte zeichnete Olga Lange, Gründungsmitglied und Vereinsvorsitzende ein anderes Bild vom Umgang mit Migranten. „Damals war es uns wichtig, den Zugewanderten in Gera zu helfen und die Bevölkerung über Geschichte und Kultur dieser ’Fremden‘ zu informieren.“ Das sei bis heute Satzungsinhalt des Vereins geblieben, indem Sozial- und Integrationsprojekte für und mit Migranten fortgeschrieben und die Geraer Bürgerinnen und Bürger über andere Kulturen aufgeklärt, Begegnungen organisiert werden. „Ohne die Arbeit unserer Ehrenamtlichen aus allen bei uns vereinten Kulturen wäre es nicht möglich gewesen, den Verein 30 Jahre am Leben und Laufen zu erhalten.“ Deshalb stand diese Geburtstagsfeier im G 26 ganz im Zeichen von 30 Jahren Ehrenamt.
30 Rosensträuße
30 Rosensträuße und Erinnerungsmappen gingen während einer Diashow an Ehrenamtliche, die ihre Freizeit und Kraft einem der ältesten Migrantenvereine Thüringens schenkten und schenken. So unter anderem auch an das älteste Mitglied Dieter Nendel, der Erinnerungskultur mit Buchenwaldhäftlingen und jüdischen Überlebenden in die Schulen trug, an die Mitglieder des IKV-Chores und ihre langjährige Chorleiterin Kira Schabli, an Lydia Becker und Lidia Smotrin, Schneiderinnen, die die aufwändigen Kostüme für Filme und Tanzauftritte nähen, an Tatyana und Daniel Gorochov, die die Geschichte der Russlanddeutschen im Film verewigten, an die Bauchtänzerin Uta Wolf alias „Intchi, die Perle“, die aus den Kulturauftritten nicht wegzudenken ist, an die Syrerin und Sozialarbeiterin Reta Ismail, an Maria Gert aus dem „Samowar“, die die besten Pelmeni kocht und mit Sigrun Wolfram den Frauentreff betreut, an Aishe Alkahteb, die Kinder in Arabisch unterrichtet, an Marei Almohammad und Nawwar Nweader ,die den Kulturtreff „Jasmin“ gründeten, an den Mann mit den goldenen Händen, Sergej Smorodin, an das Ehepaar Ilona als Nachhilfelehrerin und Dieter Maahs als Busfahrer und an den Internetspezialisten Sebastian Lange. Der 43-Jährige, der als Softwareentwickler in Bayern arbeitet, betreut nach wie vor den Internet-Auftritt des Vereins: „Dem Helfen sollte die Technik nicht im Wege stehen, also bin ich als Administrator für alles verantwortlich, habe für ukrainische Kinder in Gera rund 50 Laptops organisiert und eingerichtet. Gemeinsam mit Tausenden Münchnern bin ich gegen den Rechtsruck in Deutschland, gegen Rassismus und Ausgrenzung auch für unseren Geraer Verein auf die Straße gegangen.“
„Sie war die liebste Lehrerin“
Ehrenamtsarbeit bezog oft die ganze Familie ein, so wie bei Ilona und Dieter Maahs. Die gelernte Heimerzieherin war nach 1990 arbeitslos geworden und gab später im Verein Nachhilfeunterricht für die Kinder. Mit viel, viel Geduld und Liebe. Ihr Ehemann, Kraftfahrer beim GVB, fuhr die Migrantenkinder zu Ausflügen und Ferienerlebnissen: „Ihre Freude war meine“, erinnert er sich dankbar.
Sergej Smorodin, der gelernte Zimmermann und jetziger Heimerziehungspfleger, kam als Zehnjähriger aus Sibirien nach Gera: „Ich habe hier meine Heimat gefunden. Das verdanke ich auch Ilona Maahs. Sie war meine liebste Lehrerin, hat mir die Sprache beigebracht und bei den Berufsabschlüssen geholfen. Jetzt betreue ich einen 13-jährigen traumatisierten Jungen aus Syrien.“
Dank der Stadt Gera
Geras Oberbürgermeister Kurt Dannenberg (CDU) dankte Olga Lange „im Namen der Bürger von Gera und des Stadtrates für die geleistete Arbeit für ein gutes Miteinanderleben. Ihnen allen gilt hierfür mein großer Respekt.“ Es gelte, in der Gesellschaft Vorurteilen und rassistischen Tendenzen im offenen Gespräch gegenüberzutreten. Der Interkulturelle Verein werde dafür eine starke Stimme bleiben, zeigte er sich überzeugt. Die Vereinschefin sieht weiter viel Arbeit für den Verein: „Vor allem in der Jugendhilfe für migrantische Kinder und Jugendliche. Und angesichts der politischen Entwicklung braucht es dringend weiter interkulturelle Bildung. Es wird nicht gelingen, alles auf Null zurückzudrehen. Wir sollten das Potential erkennen und nutzen, das viele bei uns lebende ausländische Mitbürger an Wissen, Können und Kultur mitbringen.“
Weitere Impressionen
Ein Highlight der Feier war natürlich auch die Torte, die unten auf den weiteren Fotos zusehen ist.
Wir danken allen, die dieses Jubiläum zu einem besonderen Ereignis gemacht haben, und freuen uns auf viele weitere Jahre erfolgreicher Arbeit und gemeinsamer Erlebnisse!