Auszubildende und Betreuer des B.D.I. Gera fragen jüdische Flüchtlinge zur jüdischen Kultur

Was heißt koscher?

Diese und andere Fragen konnten 10 Auszubildende und Betreuer  des B.D.I. Gera am 27.09.12  an jüdische Flüchtlinge zur jüdischen Kultur stellen.

Im Rahmen des Projektes „Jüdisches Leben in Gera – gestern und heute“, das durch das Bundesprogramm „Toleranz fördern – Kompetenz  stärken“ gefördert wird, organisierte der Interkulturelle Verein Gera e.V. gemeinsam mit den Aktiven des Jüdisch-deutschen Kulturvereins und Vertretern des B.D.I. Gera das interkulturelle Treffen. Vier Frauen aus Familien jüdischer Flüchtlinge kochten mit den Auszubildenden und erzählten über jüdische Bräuche, Geschichte und Traditionen. Olga Lange aus dem Jugendtreff Meridian des IKV Gera erklärte anhand von Schautafeln die wichtigsten Traditionen der Juden. Sie schilderte, dass auch die in Gera lebenden Juden aus verschiedenen Regionen nach Deutschland kamen.

Besonders eindrucksvoll  waren für die Teilnehmer die Berichte der jüdischen Frauen über ihre Familiengeschichten, über ihr Leben vor der Auswanderung nach Deutschland. So berichtete Inna Matveeva aus Russland, dass die Juden zu Zeiten der Sowjetunion keine Möglichkeit hatten, ihre Religion zu pflegen. Der Besuch der Synagoge war nur unter KGB-Beobachtung  möglich. Die meisten jüdischen Familien in Russland hatten durch den Holocaust eine ganze Generation, d.h. die Generation der Großeltern und Eltern verloren. Dadurch war es oft nicht möglich, die Traditionen und die Sprache weiterzugeben.  Olga Yussupova kam mit der Familie ihres Sohnes aus Mittelasien nach Deutschland und gehört einer Gruppe von Juden an, die seit mehreren Jahrhunderten in Zentralasien gelebt hat. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und Erstarken der nationalistischen Bewegungen in den neu entstandenen Staaten, waren die Juden wieder Druck und Verfolgungen ausgesetzt. Viele Familien entschlossen sich aus diesem Grund, ihre Heimat zu verlassen und auszuwandern.

Gespannt hörten Jugendliche die Berichte der Frauen. Unter der Anleitung ihrer Ausbilderin, Frau Wucherpfennig,  hatten sie sich sehr gut auf das Treffen vorbereitet und viele Fragen im Gepäck. Ganz still verfolgten sie den Bericht über einen Geraer Juden. Die Mitarbeiter des IKV Gera e.V. zeigten einen Beitrag über Werner Simsohn, den sie für den Offenen Kanal Gera in diesem Jahr erstellt haben.

 

Bei Gesprächen, Essen und Trinken sind vier Stunden schnell und spannend vergangen. Am Ende fragten die Jugendlichen: „Über welchen Kulturkreis sprechen wir das nächste Mal?“